Durchs wilde Kurdistan

Kathedrale von Erbil

Kathedrale von Erbil

Gibt es eigentlich Länder im Nahen Osten, die man inzwischen wieder bereisen kann – wenn andere derzeit für Touristen nicht zugänglich sind (z.B. Syrien)? Diese Frage stand im Hintergrund, als ich mich über Pfingsten für ein paar Tage nach Kurdistan aufmachte. Offiziell handelt es sich dabei um eine “autonome Region” des Irak; praktisch erscheint das Land wie ein selbständiger Staat.

 

 

Zitadelle von Erbil

Zitadelle von Erbil

Das merkt der Besucher bereits am Grenzübergang Habur, der von der Türkei aus eine problemlose Einreise ermöglicht. Das Visum für 15 Tage wird von der Region ausgestellt – und bald sieht man nur noch kurdische Fahnen. Gute Straßen führen nach Dohuk, der größten Stadt im Norden des Landes. Und auch die Sehenswürdigkeiten sind zahlreich im “wilden Kurdistan”:

 

 

Amediya

Amediya

 

In Amediya, noch heute eindrucksvoll auf einem Bergkegel gelegen, spielen große Teile von Karl Mays Reiseerzählung.

 

 

 

Lalisch

Lalisch

 

Und in der Nähe liegt Lalisch mit dem Grab des Scheich Adi, dem Begründer der Jesiden – bei Karl May werden die Anhänger dieser Religion noch fälschlich als “Teufelsanbeter” bezeichnet, weil sie den Engel Luzifer verehren, der sich ihrer Überzeugung nach “bekehrt” hat.

 

 

 

Grab des Propheten Nahum

Grab des Propheten Nahum

Am eindrucksvollsten aber für den, der als “biblisch Reisender” unterwegs ist: In al-Qosh, das nach jüdischer Tradition das Elkosch der Bibel ist (vgl. Buch Nahum 1,1) findet sich, mitten im nur von Christen bewohnten Dorf, noch heute das Grab des Propheten Nahum! Am Rande des Ortes liegt außerdem – unterhalb des uralten Klosters Mar Hormizd – das große Marienkloster der Chaldäer. Hier in Kurdistan fühlen sich die Christen relativ sicher – die, die schon immer hier leben, und die, die aus anderen Teilen des Irak hierher geflohen sind. Das Zusammenleben mit den muslimischen Nachbarn funktioniert, ihre Kirchen – manchmal erinnernd an die alten Stufenpyramiden des Zweistromlandes – sind gut gefüllt, nicht nur an Pfingsten.

Und doch wird es wohl noch etwas dauern, bis organisierte Gruppenreisen hierhin möglich sind: Nicht zuletzt die Erfolge sunnitischer ISIS-Kämpfer jenseits der Grenzen von Kurdistan sorgen dafür, dass die ganze Region als unsicher erscheint und Reiseversicherungen noch nicht bereit sind, für Touren nach Kurdistan Versicherungsschutz zu gewähren.