Eindrücke aus Myanmar – dem einstigen Burma

„Dies ist Burma, und es wird wie kein anderes Land sein, das Du kennst.“

Bauersfrauen mit schwerem "Gepäck"

Bauersfrauen mit schwerem „Gepäck“

Schon der Dschungelbuch-Autor Rudyard Kipling erkannte vor mehr als 100 Jahren die Einzigartigkeit Burmas. Beflügelt durch den Demokratisierungsprozess und die Öffnung des Landes für den Tourismus, empfängt nun dieses Land, das sich seit 1980 Myanmar nennt, seine Gäste mit offenen Armen und zieht seine Besucher in den Bann. Aufgrund der jahrzehntelangen Isolation hat sich das Land den Charme vergangener Zeiten größtenteils bewahren können und verzaubert durch seine gastfreundlichen Menschen, die noch fest in ihren buddhistischen Traditionen verwurzelt sind. Noch ist Myanmar wirklich einzigartig und kein Land mit Massentourismus, was es umso reizvoller macht.

In Myanmar ticken die Uhren anders. Und das nicht nur, weil man als Besucher des Landes gut daran tut, seine Uhr um 5,5 Std. (während unserer Sommerzeit 4,5 Std.) vorzustellen.

Yangon: Shwedagon-Pagode

Yangon: Shwedagon-Pagode

In der burmesischen Metropole Yangon angekommen, könnten einem im Straßenbild vielleicht folgende Dinge auffallen: Im Gegensatz zu anderen asiatischen Metropolen hört man kein wildes Gehupe und sieht man keine Mopeds, Roller oder Motorräder. Hupen steht unter Strafe und motorisierte Zweiräder sind in dieser quirligen 6-Millionen-Stadt verboten, um etwaigen Gesetzesbrechern die schnelle Fluchtmöglichkeit zu erschweren. Außerdem herrscht in Myanmar anders als in den angrenzenden Ländern Rechtsverkehr, obwohl 90 % aller Fahrzeuge rechtsgesteuert sind! Angeblich soll Anfang der Siebziger Jahre der erzkommunistische General und Staatspräsident Ne Win seinen Astrologen befragt haben (für Buddhisten nichts Ungewöhnliches), was er denn in seiner Politik ändern solle. Der Astrologe soll ihm geraten haben, von „links nach rechts“ zu wechseln…. Ein Missverständnis also?

 

Buddhistische Mönche

Buddhistische Mönche

Da sich im armen Myanmar kaum einer einen linksgesteuerten Neuwagen leisten kann, werden seither eifrig rechtsgesteuerte Gebrauchtwagen aus den umliegenden Ländern und Japan günstig importiert. Apropos Buddhismus: Etwa 88 % der Bevölkerung Myanmars folgen den Lehren Buddhas. In kaum einem anderen Land der Welt ist der Buddhismus im Alltag der Menschen und im Straßenbild derart greifbar und gegenwärtig, und zwar in seiner älteren Form des Theravada-(Hinayana-)Buddhismus. Kein anderes Land Asiens bietet eine solche Fülle von buddhistischen Tempeln, Stupas und Pagoden. Vor allem das buddhistische Mönchstum ist weit verbreitet: Etwa 500.000 dunkelrot gewandete Mönche leben in den zahlreichen Klöstern Burmas und prägen das Stadtbild beim täglichen Gabensammeln. Dazu kommen noch die vielen buddhistischen Nonnen, die ebenfalls – wenngleich nicht ganz so zahlreich – häufig anzutreffen sind. Die Geographie Myanmars ist sehr abwechslungsreich: Gebirgszüge, landwirtschaftlich genutzte Ebenen, riesige Wälder, majestätische Flüsse – allen voran der 2.710 km lange Ayeyarwady, Myanmars Hauptverkehrsader – bestimmen das Landschaftsbild.

Goldener Fels

Goldener Fels

Ausgangspunkt unserer Studienreise „Das goldene Land“ vom 28.10. – 08.11.2015 (In unserem aktuellen Studienreisen-Katalog auf den Seiten 118/119) ist Yangon. Zweifellos ist die Hauptattraktion der größten Stadt Myanmars die berühmte Shwedagon Pagode – ein „Traum in Gold“ und Pilgerstädte für Buddhisten aus der ganzen Welt. Atmosphärisch dichter ist jedoch ein Besuch an der zweitwichtigsten Pilgerstätte Myanmars, am einzigartigen Goldenen Fels: Ein gewaltiger, vergoldeter Granitfels balanciert an einem Abgrund in 1.100 m Höhe. Ein physikalisches Wunder? Nach buddhistischer Überzeugung verhindert seit über 2000 Jahren nur die Haarreliquie Buddhas in der aufgesetzten kleinen Pagode dessen Absturz.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise ist der Besuch des gewaltigen Tempelareals von Bagan, wo die bedeutendsten Zeugnisse burmesischer Kultur zu finden sind.

Bagan: Tempelstadt im Abendlicht

Bagan: Tempelstadt im Abendlicht

Die überwältigende Tempelstadt mit ihren über 2.500 Stupas, Pagoden und Tempeln ist vermutlich die größte Attraktion des Landes. Das Erlebnis atemberaubender Sonnenauf- und Sonnenuntergänge auf einer der Pagoden gehört hier zum Pflichtprogramm. Ein garantiert unvergessliches und stimmungsvolles Erlebnis ist auch eine Ballonfahrt über das Tempelareal im Licht der aufgehenden Sonne. Der kleine, aus der Ebene herausragende Vulkan Mount Popa ist die traditionelle Heimstätte der 37 sogenannten „Nats“, eine bunte Geisterwelt im burmesischen Volksglaube: Der Aufstieg über einen Stufenweg zum Kloster des Shin-pya-Ordens wird mit einer herrlichen Aussicht belohnt. In Myanmars zweitgrößten Stadt, Mandalay, steht die meistverehrte Figur des Landes: der Mahamuni-Buddha. Noch heute putzt ihm täglich um 4 Uhr morgens ein Mönch die Zähne. Interessant ist hier auch der Besuch einer Goldschmiedewerkstatt, wo in mühevoller Handarbeit das hauchdünne Blattgold für die Verzierung von Buddhastatuen und Pagoden hergestellt wird.

Inlesee: Einbeinruderer

Inlesee: Einbeinruderer

Am Inle-See eröffnet sich dem Reisenden eine ganz andere Welt: Eingebettet in zwei parallel laufende Gebirgszüge liegt der See im klimatisch angenehmen Shan-Hochland auf ca. 1.000 m Höhe. Der See wird vom Volk der Intha bewohnt, die als Einbein-Ruderer mit ihren schwimmenden Gärten, schwimmenden Märkten, Lotusseide-Herstellung und Pfahlbaudörfern und –pagoden Berühmtheit erlangt haben. Für Touristen wurden luxuriöse Pfahlbau-Hotels errichtet, die nur mit den auf dem See üblichen „Longtail-Boats“ erreichbar sind.

Um an die touristischen Highlights wie die einstigen Königsstädte Bagan und Mandalay sowie an den Inle-See zu gelangen, ist das Flugzeug das ideale Transportmittel. Die Bahnstrecken und Überlandstraßen sind (noch) in schlechtem Zustand. Mit einer Ausnahme: die nagelneue, von den Chinesen gebaute Autobahn von Yangon nach Mandalay. Auf dem Feldweg daneben fährt ein Bauer mit seinem Ochsenkarren die Ernte ein. Hier treffen jahrtausendealte Traditionen auf das 21. Jahrhundert. Das ist Myanmar heute. Schon morgen könnte es anders sein.

1 Kommentare

  1. Die begeisterte Beschreibung Myanmars kann ich nur bestätigen. Ich habe noch kein Land in Asien kennen gelernt, in dem die Menschen so zuvorkommen und herzlich waren wie in Myanmar. Ein bisschen wie die Iraner aber doch vollkommen anders.
    Andreas

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