Die Schwaben und ihr „Vaterunser“
Der Montag der Reisegruppe des Christusbundes Stetten stand im Zeichen des christlichen Jerusalems. Am Dienstag ging es für sie raus in die grüne Natur.
Nach der ersten Nacht im Jerusalemer Hotel im Osten der Stadt machten sich die Reisenden auf zur Pater Noster-Kirche, die Stätte, an der Jesus seinen Jüngern das Vaterunser gelehrt haben soll. In der Kirche hängen 140 Übersetzungen des christlichen Gebets, auch in Deutsch, Plattdeutsch und deutscher Blindenschrift. Die Schwaben meinten im Rahmen des Gemeindewettbewerbs des Israelischen Verkehrsbüros, Schwäbisch fehle noch in der Sammlung der großflächigen Tafeln. Sie kündigten mit einem Augenzwinkern an, ihre Fließen mit dem „Vaddr unsr em Himml“ in der Kirche anzubringen. Das machten sie letztendlich nicht, jedoch punkteten die Schwaben bereits zuvor mit ihrer Idee im Wettbewerb.
Anschließend spazierten die Reisenden den Ölberg hinunter, von dem sie einen Blick über den Platz des ehemaligen Tempels und den Felsendom hatten. In Jerusalem war es kalt – 10 bis 12 Grad. Der Wind schien ein Begleiter der Gruppe zu sein und die Schwaben packten sich in warme Kleidung und Mützen ein. Ihr Weg führte sie zum Garten Gethsemane, im dem sehr alte Ölbäumen stehen, und zur Kirche der Nationen.
In der Jerusalemer Altstadt besuchten sie den Teich Bethesda, an dem Jesus einen Mann geheilt haben soll, der 38 Jahre lang gelähmt war. In der benachbarten Kirche St. Anna – der Mutter von Maria gewidmet – stimmte die Gruppe die Lieder „Lobe den Herrn“ und „Vater, unser Vater“ an. Nach einer kurzen Stippvisite in der Grabeskirche gelangten die Reisende noch zu der Stätte, an der Golgatha vermutet wird.
Am Dienstag hieß es für einen halben Tag: Ab in die Natur. Im Februar grünt das Land. Der Mandelbaum mit seinen zartrosa Blüten ist der erste Baum im Jahr, der im Heiligen Land blüht. Die Zeit beginnt um den Feiertag TU BiSchwat, dem sogenannten Fest der Bäume. In dem Jerusalem-Wald um Yad Vashem blühen Anfang Februar nicht nur die Mandelbäume, auch Anemonen und Alpenveilchen. Reiseleiterin Sandra Carmeli erklärte den Reisenden den Jüdischen Nationalfonds, der sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, das Land mit Bäumen zu bepflanzen.
Da aktuell das Schmittah- oder auch Schabbat-Jahr läuft, in dem der Boden nicht bearbeitet wird, pflanzten die Reisenden keine Bäume, übernahmen jedoch eine andere Freiwilligen-Arbeit. Im Jerusalemwald auf dem Berg der Erinnerung räumten die Touristen Zweige, kleinere Äste und Zapfen aus dem Wald. Dieses auf dem Waldboden liegende Material könne bei einem Waldbrand dazu führen, dass sich dieser schneller ausbreitet, erklärte Carmeli. Mit Gartenhandschuhen ausgerüstet sammelte Reisegruppe dieses brennbare Material vom Boden des Jerusalemwaldes auf. Nach getaner Arbeit hatten die Schwaben Vorschläge, um diese Aufräumarbeiten zu verbessern: einen Rechen nutzen und Körbe bereitstellen, in denen die kleineren Teile gesammelt werden können.
Am Nachmittag besuchte die Reisegruppe die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dies bewegte die Gruppe und führte zu Gesprächen, auch über den aktuellen Antisemitismus in der Gesellschaft.
Hintergrund: In einem Kreativ-Wettbewerb des Israelischen Verkehrsbüros setzte sich die Landeskirchliche Gemeinschaft Stetten in Baden-Württemberg gegen 650 Konkurrenten durch. Damit gewann sie eine von „Biblische Reisen“ organisierte einwöchige Reise für 20 Personen nach Israel. Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2 des Reiseberichtes.
Text und Fotos: Martina Schubert