Gebet an der Klagemauer und Neugier auf Israel
Mit einem Besuch einer jüdischen Siedlung und der Klagemauer verbrachte die Reisegruppe des Christusbundes Stetten ihren Mittwoch in Israel. Dabei erlebten sie einen Sandsturm. Am Tag darauf verabschiedeten sich die Männer und Frauen von Israel – mit zahlreichen Eindrücken und Neugier auf das Heilige Land.
Die Gruppe besuchte am vorletzten Tag ihrer Reise eine der größten jüdischen Siedlungen im Westjordanland, Ma’ale Adumin, in der rund 40.000 Einwohner leben. Dort trafen sie den dort lebenden Doron Schneider, Referent für die Öffentlichkeitsarbeit der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem. Er kritisierte die seit 2014 geltenden EU-Richtlinien, die besagen, dass Fördergelder nicht mehr an israelische Siedlungen gehen. Schneider meinte, dies schade nicht nur den Israelis, sondern auch den in den Siedlung arbeitenden Palästinensern, die ihren Job verlören. Die Reisenden zeigten sich teils überrascht über die Größe von Siedlungen. Die Teilnehmerin Andrea Schmid sagte: „Siedlungen habe ich mir ganz anders vorgestellt, nicht so groß wie Städte.“
Anschließend kehrten die Reisenden zurück nach Jerusalem und machten sich auf den Weg zur Klagemauer. Einige der Reiseteilnehmer sprachen an der Klagemauer ein Gebet – der Welt den Rücken und das Gesicht direkt der Mauer zugewandt, um sich auf das Beten zu konzentrieren. Eine Handvoll der Gruppe stellte sich noch in die Warteschlange für den Tempelberg, auf dem der muslimische Sakralbau Felsendom mit der goldenen Kuppel steht. Vor dem Aufstieg kontrollierten israelische Sicherheitsbeamte, dass keiner eine religiöse Schrift wie etwa eine Bibel mit auf die Erhebung nimmt, der Koran ist jedoch erlaubt. Das islamische Institut Waqf verwaltet den Platz. Auf dem Berg selbst passen Vertreter der Waqf auf, dass kein nicht-muslimischer Besucher dort betet.
Anschließend besuchten die Touristen die Ausgrabungen der Davidsstadt, dem Ort, an dem die Geschichte Jerusalems begann. Die Mitreisende Nicole Aufermann sagte über die Stätte: „Ich war erst richtig baff, als wir in Jerusalem die Davidsstadt begangen haben. Ich bin beeindruckt, was die Menschen vor so langer Zeit geleistet haben. Sie haben etwa einen Tunnel von mehreren hundert Metern Länge gegraben, von zwei Seiten kommend und sich in der Mitte getroffen.“ Danach stöberten die Reisenden auf dem Basar, der „Shuk“ genannt wird, nach Gewürzen, Tees, Kleidern und Tüchern.
An dem Mittwoch lagen Staub- und Sandwolken über Jerusalem, die einen Blick in die Ferne unmöglich machten. Ein bisschen wirkten sie wie Nebel. Später kam ein stürmischer Wind und etwas Regen hinzu. Der Regen spülte den Staub aus der Luft. Die Regentropfen auf der Jacke waren dreckig wie ein Wasser-Sand-Gemisch. Am Abend wurde der Wind stürmischer und es hagelte sogar an manchen Ecken. Das Wetter war am Donnerstag großes Thema in den israelischen Nachrichten, die normalerweise von anderen Meldungen geprägt sind. Die Verschmutzung sei, wie die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ unter Berufung auf das israelische Umweltministerium schreibt, die schlechteste seit fünf Jahren gewesen.
Nach der stürmischen Nacht machte sich die Gruppe auf den Weg zum Flughafen. Zwischendurch hielten sie in dem arabischen Dorf Abu Gosch. In dem Ort funktioniere das Zusammenleben zwischen Arabern und Juden, erklärt Tourguide Heiko Sieger. Der Ort beansprucht, das biblische Emmaus zu sein. Die Gruppe besuchte die römisch-katholische Klosterkirche aus aus der Zeit der Kreuzfahrer. Wo sonst zum jüdischen Wochenfest Schwawuot oder zum Laubhüttenfest Musik-Festivals sind, sangen die Schwaben das Lied „Lobe den Herrn meine Seele“. Der Kirchenbesuch ermöglichte einen besinnlichen Abschluss der Reise. Am Donnerstagabend landeten die Reisenden wieder in Frankfurt am Main.
Die Gruppe reiste mit vielen Eindrücken, neuen Gedanken und Erkenntnissen nach Hause. Für jeden der Teilnehmer hatte die Reise einen anderen Höhepunkt. Die älteste Teilnehmerin war Erika Schmid mit 63 Jahren. Sie genoss die Reise und sagte: „Die Mischung aus Jung und Alt war erfrischend. Die Jungen bringen Schwung rein.“ Für den 24-jährigen Josua Schmid stach Masada, die Felsenfestung von Herodes auf dem Berg als Erlebnis heraus: „Der Ausblick war der Hammer und es hat Spaß gemacht, den Schlangenpfad hochzulaufen.“ Auch die Freiwilligenarbeit im Jerusalemwald hat ihm Freude bereitet: „Ich finde es schöner, die Landschaft zu sehen als irgendwelche Skulpturen.“ Für ihn und die anderen mitgereisten jungen Erwachsenen waren auch besonders die Begegnungen mit den Menschen in Israel bereichernd sowie ihre Mentalität kennenzulernen. Besonders beeindruckte die Jugend auch das Gartengrab, die Stätte, an der Jesu Grab gewesen sein soll. Sandro Bossert meinte: „Es ist überwältigend, an der Stelle zu sein, wo Jesus auferstanden ist.“
Die Reiseleiterin des Christusbundes, Dorothea Schlegel, sagte: „Mein persönliches Highlight war die Zeit am See Genezareth, weil ich ihn landschaftlich, atmosphärisch und geschichtlich beeindruckend finde, etwa welche Geschichte hinter dem Golan steckt.“ Und fügt hinzu: „Schön ist, dass durch diese Reise ein paar in der Gemeinde neugierig auf Israel geworden sind.“
Hintergrund: In einem Kreativ-Wettbewerb des Israelischen Verkehrsbüros setzte sich die Landeskirchliche Gemeinschaft Stetten in Baden-Württemberg gegen 650 Konkurrenten durch. Damit gewann sie eine von „Biblische Reisen“ organisierte einwöchige Reise für 20 Personen nach Israel, die sie Anfang Februar antrat.
Text und Fotos: Martina Schubert