12.08.15 – Schulkind Martin
Andacht in der Lounge der MS Hamburg, wo vor wenigen Stunden noch beste Jazzmusik und Cocktails geboten wurden. Margot Käßmann spannt den Bogen vom Einschulungsgottesdienst in der Sankt Petri-Kirche in Kopenhagen zu Luthers Einschulung in Mansfeld im Frühjahr 1588. Da war er gerade erst vier Jahre alt! In der Schule damals ging es nicht unbedingt lustig zu, es war eng, Schläge waren an der Tagesordnung. Viele Jahre später klagt Martin Luther: „Solche Lehrer und Meister haben wir müssen allenthalben haben, die selbst nichts gekonnt und nichts Guts noch Rechts haben mögen lernen, ja, auch die Weise nicht gewusst, wie man doch lernen soll.“
Unter den Passagieren der MS Hamburg sind viele Lehrerinnen und Lehrer. Sie hören der ehemaligen Hannoverschen Bischöfin fasziniert zu, wie sie über das Potential reformatorischer Lerngeschichte spricht und so auf eine Lehrerin des 20. Jahrhunderts kommt: Elisabeth Schmitz, die erst vor wenigen Jahren wiederentdeckte evangelische Verfasserin einer Denkschrift für die Juden. 1935 schreibt diese über „Die Lage der Kinder“: „Aber wenigstens die Kinder haben doch i.a. im ganz elementaren Empfinden der Menschen einen Anspruch auf Schutz. Und hier? … In einer kleinen Stadt werden den jüdischen Kindern von den anderen immer wieder die Hefte zerrissen, wird ihnen das Frühstücksbrot weggenommen und in den Schmutz getreten! Es sind christliche Kinder, die das tun, und christliche Eltern, Lehrer und Pfarrer, die es geschehen lassen!“
Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover