Auch in Deutschland lässt es sich gut Urlaub machen. Ja, ich kenne die Einwände: das Wetter, da ist man immer auf der unsicheren Seite, in Spanien ist es doch viel wärmer etc….. Nachdem ich festgestellt habe, daß mittlerweile hierzulande der Herbst der neue Sommer ist, verschiebe ich meinen diesjährigen Kurzurlaub /Tegernsee auf Ende August und gebe dem deutschen Spätsommer eine Chance. Ich liebe diese Region im südlichen Bayern, bin jedes Jahr hier und kann mich an der schönen Landschaft mit See und Bergen im Hintergrund nicht satt sehen.
In dieser landschaftlich so lieblichen Region gibt es unzählige Wandermöglichkeiten, einfache Radtouren und natürlich den Charme bayerischer Biergärten. Ein solchen aufzusuchen ist bei Anreise immer ein Muss, denn die plane so, dass ich mich am späten Vormittag zur allerbesten Weißwurstzeit im herzoglich bayerischen Brauhaus in Tegernsee niederlasse, und mir hierzu ein frisch gezapftes Weizenbier gönne. Der Blick schweift auf den See und den „Hausberg“, den über 1700,00 Meter hohen Wallberg, ein inspirierender Auftakt für ein paar Tage fern ab von großstädtischer Hektik und Stuttgarter Feinstaub.
Mein Tempo hat sich bereits bayerischer Gemütlichkeit angepasst, und nach der ersten Brotzeit suche ich in aller Ruhe mein Quartier auf und sichere mir schon einmal ein Fahrrad. Wer jetzt denkt, Fahrradfahren hier ist eine Tortur, der irrt. Die Gegend ist flach, die Runde um den See- ca. 20 Kilometer- lässt sich locker bewältigen und das Hinterland bis Wildbad-Kreuth leicht erreichen. Die ortsansässigen Fahrradhändler haben sich mittlerweile schon auf den Verleih von E-Bikes spezialisiert, so dass man es auch wagen kann, in etwas höher gelegene Gegenden zu radeln. Wer erst einmal nicht in die Pedale treten möchte, kann sich bei einer gemütlichen Bootstour einen ersten Eindruck verschaffen .
Die Orte verfügen über eine ansehnliche Flotte an Schiffen, die elektrobetrieben, den ganzen Tag den See überqueren und die wichtigen Orten ansteuern. Überhaupt, die kleinen Orte muten so gar nicht nach mondänem Leben an, wie man vielleicht denken mag. Bad Wiessee ist ein reiner Kurort mit Klinik und Bäderbetrieb, einer schönen Uferpromenade mit Cafes und Restaurants und wirkt eher etwas bieder. Gmund, der „Eingang“ oder das Tor zum See, ist u.a. bekannt für die ortsansässige Papierfabrik, die ihre Produkte in alle Welt verschickt. Der gleichnamige Ort Tegernsee wird überwiegend von großen Reisebussen angesteuert, die unzählige Mengen an Tagestouristen ausspucken, um hier original bajuwarische Wirtshausidylle mit ebenso bodenständiger Blaskapellenmusik auszukosten. Einzig und allein Rottach Egern lässt einen gewissen luxuriösen Lebensstil erkennen, edle Geschäfte entlang der Seepromenade und das aus früheren Zeiten bekannte und renommierte Hotel Bachmair sprechen noch dafür, dass hier auch betuchtere Personen ihren Urlaub verbringen.
Den Hausberg, den Wallberg, kann man erwandern oder ganz bequem mit der Seilbahn erreichen. Dort oben werden an den Wochenenden Gottesdienste im Freien in einer kleinen Kapelle gehalten, und ein umwerfender Blick auf die umliegende Berglandschaft , lässt einem den Himmel ein paar Meter näher erscheinen. Leidenschaftliche Wanderer erwartet hier ein Paradies in einer nicht endenden Berglandschaft. Die ortsansässigen Fremdenverkehrsvereine verfügen über ausreichend Kartenmaterial und bieten geführte Wanderungen und Ausflüge in die Umgebung an.
Die Tage hier vergehen wie im Flug, der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Nun bin ich wieder auf der Autobahn gen Heimat. Meine Nerven sind, nach ein paar Tagen oberbayerischer Auszeit, entspannt , und ich nehme die Staus rund um den Münchner Ring mit stoischer Gelassenheit hin. Nun kann er wieder kommen, der Stuttgarter Feinstaub.
Ah, da fällt mir ein, die Region könnte ich meiner Kollegin, Frau Annette Heger, für unsere Sonderrubrik „Reisen mit Leib und Seele“ empfehlen. Mal sehen, was sie dazu sagt.