Russlandreise mit Lesern des Evangelischen Gemeindeblatts

Der erste Teil unserer Reise führte uns in unsere Partnerstadt Samara, die an der Wolga etwa 1000 km südöstlich von Moskau gelegen ist . In Samara gibt es die Lutherische St.Georgs Gemeinde, mit der einige Gemeinden aus Stuttgart schon länger Kontakte pflegen. Auch der Kirchenchor von St. Georg war zum Kirchentag für 14 Tage in Stuttgart. Daher konnten wir persönliche Bekanntschaften und Freundschaften pflegen und fühlten uns dort gleich wie zu Hause. Pröpstin Olga Temirbulatova  und ihre Gemeindemitglieder verwöhnten uns. Nach einer Stadterkundung mit Besichtigungen des Stalin-Bunkers und des kosmonautischen Museums mit viel geschichtlicher Information am Samstag war der feierliche Sonntagsgottesdienst zum 150 jährigen Gemeindejubiläum ein inniger geistlicher Anfang für unsere Begegnung. Zum Stadtfest war auch eine Delegation aus Stuttgart mit Sozialbürgermeisterin I. Fezer und dem Organisten der Stuttgarter Stiftskirche gekommen. Viel persönliche und offizielle Verbundenheit war spürbar. Der Montag brachte uns dann viele schöne Sonnenstunden in der Natur, eine Fahrt auf der Wolga zum nahe gelegenen Nationalpark Schirjaewo, wo schon seit 90 Jahren ein Bannwald sich selbst überlassen wird .

Blick auf die Wolga

Blick auf die Wolga

Vom Berg Strelnaja aus hatten wir einen herrlichen Blick auf die Wolga. Der krönende Abschluß des Tages und unserer Zeit in Samara war ein Konzert von Kai Johannsen in der Philharmonie. Am Dienstag hieß es Abschied nehmen von unseren russischen Freunden.

 

 

 

St. Petersburg - Blick auf die Peter-und-Paul-Festung

St. Petersburg: Blick auf die Peter-und-Paul-Festung

Der zweite Teil war, nach dem sehr persönlichen gestalteten Besuch in Samara, mehr touristisch geprägt, dennoch freuten wir uns auf das Eintauchen in die Geschichte von St. Petersburg, in der immer wieder Verbindungen zu Deutschland, zu Baden-Württemberg und Stuttgart erkennbar wurden. Wir hatten auch, wie in Samara, eine sehr freundliche und kompetente Reisebegleiterin, die uns als wandelndes Lexikon so gut wie jede Frage in sehr gutem Deutsch beantworten konnte.

Sie führte uns täglich von morgens 9 Uhr bis nachmittags um 17.30 Uhr mit einem Kleinbus zu (fast) allen Sehenswürdigkeiten der historischen Stadt. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter, das am Ufer des finnischen Meerbusens mehr regnerisch als sonnig zu sein pflegt. Und so wandelten wir täglich durch herrlich restaurierte Schlösser und Kirchen, unter prächtigen Golddecken und über einmalig schön gestaltete Fußböden – mal mit und mal ohne Pantoffeln oder Schutzfolien!

Blagoweschtschenski-Brücke

Blagoweschtschenski-Brücke

Zwischendurch ging es zu Fuß über eine der Brücken, die über die vielen Kanäle des „Venedig des Nordens“ führen oder mit einem der Kleinboote unter den Brücken durch. Auf den Spuren von Peter dem Großen, von Elisabeth und Katharina fühlten wir uns in eine vergangene Zeit versetzt. Wir erlebten aber auch eine moderne, aufstrebende 5-Millionen-Stadt, die sich immer weiter ausbreitet und vielen Touristen – Europäern, die oft mit Ostsee-Kreuzfahrtschiffen ankommen, aber noch mehr Chinesen – eine erlebnisreiche Zeit bieten möchte. Beeindruckend war noch der Besuch bei der lutherischen Gemeinde, deren Kirchengebäude viel von der kommunistischen Vergangenheit aufzeigen und von dramatischen Einzelschicksalen der Wolga-Deutschen erzählen kann.

Gelebte und erlebte Geschichte zweier Länder und Völker, die immer schon eng miteinander verknüpft waren, ist uns durch diese sehr lohnende Reise nahegebracht worden. Vielen Dank den Organisatoren, dass sie so zustande kommen konnte.

Ilse Holzwarth, im Oktober 2015