Unsere neue Reise in Nordspanien – vorgestellt von unserer Reiseleiterin Gertrud Herbers
Das ist doch nicht „der“ Jakobsweg, den heute Hunderttausende von Pilgern aus aller Welt gehen?
Nein, ist er nicht! Eher noch ein „Geheimtipp“ und vermutlich der älteste, erstbegangene Pilgerweg innerhalb Spaniens, der vor allem im 9. und 10. Jahrhundert, als dort der Norden teilweise noch unter maurischer Herrschaft war, genutzt wurde. Und, was für die frühen Pilger so beschwerlich und gefährlich war – die Überquerung der Flüsse im Mündungsbereich bei starker Strömung oder, wollte man nicht durchs Wasser, weite Umwege, dazu viele Bergstrecken mit beschwerlichen Anstiegen. All das ist für uns heute reizvoll und schenkt uns eine Panoramareise durch grandiose Gebirgslandschaften, entlang malerischer Steilküsten mit kleinen Strandbuchten und breiten, tief ins Land eingeschnittenen Flussmündungsbereichen.
Aber auch die Dörfer und die Städte warten mit Überraschungen auf!
Zunächst das baskische Bilbao, im Mittelalter noch eine kleine Stadt der Fischer und Schmiede, präsentiert sich seit dem Bau des Guggenheim-Museums als Stadt der Moderne in Kunst und Architektur, denoch traditionsbewusst und lukullisch vielversprechend! Wie wäre es also mit einem Gläschen Txakoli, dem baskischen Weißwein, und Pintxos? Bummeln, Staunen und Genießen – kein Wunder, dass Bilbao unzählige Gäste anzieht.
Die Europäische Kulturhauptstadt 2016, San Sebastián, das elegante Seebad der „Belle Epoque“, begeistert mit seinen Jugendstilbauten , dem mittelalterlichen Stadtkern, dem Hafen und der „Concha“, der muschelförmigen Bucht mit dem langgezogenen Stadtstrand. Fast zu kurz ist die Zeit! Doch es wartet eine Rückfahrt entlang der Küste, durch Fischerorte mit viel Geschichte.
Weiter geht’s westwärts, auf der Küstenstraße, dann auch zu Fuß auf dem Pilgerweg entlang des Strandes. Hier müssen auch die Pilger mit einer Pilgerfähre übersetzen nach Santona! Und schließlich erreichen wir bald ein „Juwel“ Kantabriens, das mittelalterliche Städtchen Santillana del Mar mit der gut erhaltenen romanischen Stiftskirche samt Kreuzgang. Berühmt ist die nahegelegene steinzeitliche Höhle von Altamira mit ihren Felszeichnungen.
Nun verlassen wir bald die Küste und unternehmen eine erste Fahrt in die beeindruckende Bergwelt der Picos de Europa, einem Teil des Kantabrischen Gebirges. Hierher, zum Kloster Santo Toribio de Liébana mit dem größten bekannten „Lignum Crucis“, einem ca. 60 cm großen, in ein prächtiges Reliquienkreuz gefasstes Stück des Kreuzes Jesu, zogen die Pilger. Im Kloster schrieb im Jahr 776 der Abt Beatus seinen Kommentar zur Apokalypse des Johannes, der bald in vielen spanischen Klöstern abgeschrieben und eindrücklich illustriert wurde. Eine Ausstellung zeigt uns diese Kostbarkeiten!
Und auch am folgenden Tag zieht es uns nochmals in diese gewaltige Bergwelt mit ihren über 2.500 m hohen Gipfeln zum Nationalheiligtum Covadonga, wo 722 den westgotischen Christen der erste Sieg über die Muslime gelang. Alsbald wird im benachbarten Cangas de Onis der Sitz des ersten Königs von Asturien – so nennt sich das neue christliche Königreich – errichtet. Die laut Überlieferung den Christen damals erschienenen Kreuze, das „Siegeskreuz“ und das „Engelskreuz“, gehen ins Wappen Asturiens ein. Noch im 8. Jahrhundert wird Oviedo Hauptstadt und mit prächtigen Palastbauten ausgebaut. Teilweise erhalten sind Santa Maria del Naranco und die Kirche San Miguel de Lillo. Diese Kreuze und viele Reliquien, vor allem von Jesus und Maria, sind bis heute in der Camera Santa zur Verehrung ausgestellt.
Am Rande dieses christlichen Königreiches wird um 844 das Grab des Apostels Jakobus entdeckt und der damalige König Alfons II. (der Keusche) zieht als erster Pilger zum Grab und veranlasst den Bau einer Kirche über dem Grab. Damit legt er den Grundstein zum Pilgern und sein Weg von Oviedo nach Santiago de Compostela wird später der „ursprüngliche Weg“ (Camino Primitivo) genannt. Er führt über weitere hohe Gebirgszüge bis nach Galicien. Und immer wieder trifft man auf uralte Klöster, in denen Alfons II. beherbergt wurde und die z.T. bis heute Pilger aufnehmen.
Galicien war schon immer reich an Bodenschätzen, vor allem an Gold, das dann die Römer abbauten und zu dessen Schutz damals viele neue Städte gegründet wurden. Besonders gut erhalten ist die römische Stadtmauer von Lugo, deren Wehrgang heute zu einem Spaziergang einlädt. Viele römische Reste und die romanische Kathedrale sowie die mittelalterlichen Gassen und Häuser sind zu entdecken! Weiter geht die Reise durch das ganzjährig grüne Galicien zunächst zu einer Burg mit einem volkskundlichen Museum und schließlich zum beeindruckenden Kloster Sobrada dos Monxes, das schon 952 gegründet wurde, dann später den Zisterziensern übergeben wurde und heute von Trappisten bewohnt wird. Immer schon waren Pilger hier in der Klosterherberge willkommen!
Nun ist es nicht mehr weit bis Melide, wo der Camino Primitivo auf den Camino Frances trifft, auf den vielbegangenen Weg, der erst seit dem 11. Jahrhundert verstärkt genutzt wurde. Vorbei an alten und wieder neu aufgeforsteten Eukalyptuswäldern, vorbei an Wiesen und Kuhweiden, an Maisfeldern und durch viele kleine Dörfer mit kleinen romanischen Kirchen und Steinkreuzen und den typischen „horreos“, den Gemüsespeichern auf Stelzen, kommen wir endlich zur Stadt des Apostels , Sant Jago de Compostela, Begräbnisort des Apostels Jakobus und Ziel zahlloser Pilger.
Nach dem Besuch in der Kathedrale, dem Kathedralmuseum und einem Bummel durch die engen Gassen der Altstadt braucht man eine Stärkung! Probieren Sie die Köstlichkeiten, die Meer und Land hervorbringen!
Buen camino!
Ihre Reiseleiterin
Gertrud Herbers