Kolping-Reisegruppe auf Studienreise durch Schottland – Schwerpunkt: Geschichte und Kultur
Es war schon ein beeindruckender Moment, vor dem Stein in Melrose Abbey zu stehen, unter dem das Herz von Robert the Bruce, begraben liegt, jenem legendären schottischen König, der im 14. Jahrhundert die Unabhängigkeit seines Landes gegen England verteidigte. Die Ruinen von Melrose Abbey waren eines von vielen Zielen einer Studienreise des Kolpingwerkes nach Schottland, die 24 Reisende aus der Diözese Speyer von Edinburgh nach Glasgow, von der Ost- zur Westküste, von den Lowlands in die Highlands, von den Süßwasser-Lochs der Landesmitte bis zu den Fjords des Westens und zur berühmten Isle of Skye führte.
Land und Leute kennenzulernen war Ziel der Reise, natürlich, aber vor allem Geschichte, Kultur und die Landschaft der Highlands und Lochs, die für ihre mystische, Herz und Sinne berückende Wirkung berühmt ist. Dabei erschienen die gotischen Kathedralen von St. Giles in Edinburgh und St. Mungo in Glasgow wie Klammern, die eine am Beginn, die andere am Ende der gemeinsamen Entdeckungsreise, die alle Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen zusammenführten und zusammenhielten.
Gruppenleiter Thomas Bettinger (Kaiserslautern) konnte für die Reise Keith Lockhart aus Edinburgh als Reiseführer gewinnen, einen ausgewiesenen Kenner seines Landes, dem es eine Freude war, den Besuchern aus Deutschland die Schönheiten Schottlands zu zeigen und ihnen seine Geschichte, Kultur, Musik und Literatur nahezubringen. Er tat dies in hervorragendem Deutsch, „mit CH und rollendem R. Denn,“ so meinte er mit einem verschmitzten Lächeln, „wir Schotten können viel besser Deutsch als die Engländer.“ Seine Ausführungen im Bus oder vor Ort waren begleitet von Exkursen zur gälischen Sprache, zu geschichtlichen Hintergründen, aber auch zu aktueller Politik, immer wieder sang er bekannte und unbekannte schottische Traditionals a capella mit fester Stimme. Auch rezitierte er Gedichte des großen Dichters Robert Burns. Ein Autograph des Poeten konnten die deutschen Gäste in Abbotsford House, dem Wohnsitz von Sir Walter Scott, dem Dichter des „Ivanhoe“, bewundern. In Edinburgh begegneten die Reisenden Robert Louis Stevenson, der „Die Schatzinsel“ geschrieben hat, aber auch der Schriftstellerin Joanne K. Rowling: Schottland ist Harry-Potter-Land.
In Edinburgh begegneten die Reisenden der schottischen Reformationsgeschichte, die erst 1560 mit John Knox begann. Er begründete die Presbyterianische Kirche Schottlands. Auf Edinburgh Castle und im Palace of Holyroodhouse, dem offiziellen Amtssitz von Queen Elizabeth II., wurde die Geschichte Schottlands, auch in ihren Tragödien, greifbar. „Die Queen residiert im Palast eine Woche im Jahr. Dann finden hier wichtige Gartenpartys statt,“ erläuterte Keith Lockhart. Die Reise bei angenehmen Temperaturen zwischen 18 und 21 Grad Celsius führte über den Firth of Forth nach St. Andrews, der alten Universitäts- und Golfstadt; hier lernte Prinz William seine Kate kennen. Bereits in den Highlands, im Country of the Big Trees, liegt Blair Castle, der Sitz des Duke of Atholl, das die Gruppe besichtigen konnte: Downton Abbey gibt es wirklich. In Kingussie, nicht mehr weit von Inverness, gab es am Abend im Ballsaal des Hotels Livemusik: Graeme Mackay spielte traditionelle schottische Musik auf der „Button Box“ (Akkordeon). Da musste man einfach tanzen!
Der Besuch des Schlachtfeldes von Culloden oberhalb von Inverness, für die Schotten ein nationaler Gedenkort, beeindruckte die Reisegruppe sehr: Hier fand 1746 die letzte kriegerische Auseinandersetzung zwischen Engländern und Schotten statt. Nach weniger als einer Stunde war die Schlacht vorbei, die Schotten vernichtend geschlagen, der Blutzoll hoch. Danach zerschlugen die Engländer das schottische Clansystem, verboten die gälische Sprache und schottische Kultur auf viele Jahrzehnte. Folgen dieser Schlacht sind noch heute zu spüren. Die Suche im Loch Ness nach Nessie blieb erfolglos. Es lag wohl daran, dass niemand von der Gruppe Whisky getrunken hatte; dies ist, sagen Fachleute, Voraussetzung für eine erfolgreiche Sicht auf das berühmteste Monster Schottlands. In Fort William überraschte der Morgen mit Regen. Die Berge am Loch Linnhe waren in Wolken gehüllt, langsam senkten sich die Nebelfelder von den Gipfeln herab ins Wasser. Vor dem schottischen Frühstück ein Moment der Schönheit, Stille, inneren Einkehr! Ziel der anschließenden Tour war die „Isle of Skye, die schönste Region Schottlands“, so Keith Lockhart. Und dies bei wunderbarem Sonnenwetter. Der Weg führte durch beeindruckende Highland-Täler, vorbei am meist fotografierten Castle Schottlands, dem Eilean Donan Castle, wo unter anderem der Film „Highlander“ gedreht worden ist. Oberhalb von Portree, der Hauptstadt von Skye, konnten die Pfälzer die berühmten Felsen des Old Man of Storr erblicken. Auf dem Rückweg gab es noch den Blick auf das Glenfinnan Viadukt, die erste Betonbrücke der Welt, die 1898 erbaut worden ist. Hier fährt der Hogwarts-Express zur berühmten Zaubereischule hoch in den Bergen.
Der letzte Tag führte die Reisegruppe in das berühmte Glen Coe. Wieder Regen, Nebel, mystisch-schönes Schottland. Am Loch Lomond, dem längsten Binnensee Schottlands, ging es vorbei nach Glasgow. Der Besuch in der Achentoshan Destillery ermöglichte es, viel über Whiskyherstellung zu lernen, natürlich auch vom „Wasser des Lebens“ zu kosten. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt und dem Mittagessen am George Square vor dem Rathaus folgte der Besuch von St. Mungo Cathedral. Damit endete ein rundes, volles und erfülltes Reiseprogramm. Die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer bedankten sich herzlich bei Tour Guide Keith Lockhart für seine Sachkompetenz und Menschlichkeit, aber auch bei Thomas Bettinger, der die Reise initiiert und vorbereitet hatte. Beiden dankten sie für die professionelle Lösung unvorhergesehener Zwischenfälle. So wurde der von der Fluggesellschaft abgesagte Rückflug durch den Reiseveranstalter Biblische Reisen rechtzeitig umgebucht.
Wir danken Herrn Dipl.-Theol. Thomas Bettinger für seinen inspirierenden Reisebericht.