Wer heutzutage nach Albanien fragt, der wird vermutlich immer wieder Schlagworte hören wie „Enver Hoxha“, „totale Abschottung“, „Beton-Sozialismus“ und „Armenhaus Europas“. Wie sooft lieg in dieser Verkürzung eine grobe Verzerrung, denn Albanien ist mit seiner reichen Geschichte -wenn wir hier allein auf die letzten 3000 Jahre zurückblicken – ein kulturell, historisch und landschaftlich unglaublich reiches Land.
Wer heute Albanien besucht, der findet ein Land im Aufbruch vor. Auch und gerade touristisch ist das Land dabei für Gäste aus dem Ausland die Tore weit zu öffnen. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Einheimischen kommt dabei allen zugute.
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ schreibt Hermann Hesse in seinem berühmten Gedicht „Stufen“. Das lässt sich auch auf Albanien übertragen. Denn aus touristischer Sicht öffnet sich das Land erst seit ein paar Jahren. Da ist auch noch nicht alles perfekt, was an vielen Stellen wiederum auch den besonderen Charme des Landes ausmacht. Wer ganz hinten im Reisenbus sitzt, wird am Ende der Reise verstehen, was ich hier meine. Denn viele Straßen im Land sind noch in einem beklagenswerten Zustand, aber dank großzügiger Unterstützung, auch seitens der EU, ist auch hier Besserung in Sicht.
Geographisch befindet sich Albanien gegenüber dem „Stiefelhacken Ialiens“ an der Adria und dem Ionischen Meer und ist von Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Griechenland umgeben. Die römische Straße Via Egnatia, die quer durch das heutige Albanien führt, zeugt von der einst wichtigen Handelsroute zwischen der Adria und dem Bosporus. So gesehen war die Via Egnata die Verlängerung der Via Appia und verband die beiden Metropolen Rom und Konstantinopel.
In der 2. Aprilhälfte machte sich eine dreizehnköpfige Gruppe aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands auf, um diesen für viele unbekannten Teil Südeuropas näher kennenzulernen. Von Biblische Reisen Stuttgart initiiert und von einem albanischen Partner-Reisebüro vor Ort bereichert, stand der 7-tägigen Erkundung nichts mehr im Wege. Überschrieben war unsere Tour mit dem Titel: „Zwischen Kreuz und Halbmond“ und das bildet auch ganz gut die religiösen Einflüsse in dieser Region ab. Mehrere der besuchten Orte tragen den Titel UNESCO-Weltkulturerbe (Ohrid, Berat, Gjirokastër und Butrint), hinzu kommt noch der glasklare Ohridsee als UNESCO-Weltnaturerbe, der als ältester See Europas gilt.
Der Brief an die Römer legt den Schluss nahe, dass auch der Apostel Paulus diese Region besuchte, die in seiner Zeit noch Illyrien hieß. Viele Kirchen, Klöster und Moscheen wurden im Laufe der Jahrhunderte errichtet, von denen allerdings viele besonders in den Jahrzehnten der atheistischen Diktatur zum Opfer fielen. Viele Kulturschätze wurden dabei unwiederbringlich zerstört. Umso wertvoller ist das, was bewahrt werden konnte und heute noch davon Zeugnis ablegt wie lebendig das geistige und kulturelle Leben einst war – und nun allmählich wieder neu entsteht.
Fazit: Wer zögern sollte: Es lohnt sich unbedingt Albanien kennenzulernen. Genießen sie die reiche Kultur, die Landschaft vom Gebirge bis zum Meer, die Natur in Gestalt der Berge und Wälder, die herzliche Gastfreundschaft sowie die albanische Küche.
Carsten Rostalsky, Dahme / Mark