Auf den Spuren des Odysseus

Ein bisschen verrückt war die Idee schon:

MS Hamburg vor Ithaka

MS Hamburg vor Ithaka

Vor Jahren hatte ich einen Vortrag von Prof. Armin Wolf gehört, der meinte, dass nicht alles in der Odyssee Phantasie sei. Zwar wisse man natürlich nicht, wo Odysseus gereist sei, aber der Autor der Odyssee habe dessen Abenteuer sehr wohl mit bestimmten Orten verbunden. Und vielleicht habe Homer ja selbst an einer der griechischen Entdeckungsreisen seiner Zeit teilgenmmen und die dabei entdeckten Orte zur Lokalisierung seiner Abenteuergeschichten benutzt. Schon damals entstand die Idee, dieser Reiseroute einmal zu folgen – natürlich mit einem modernen Schiff und nicht zehn Jahre lang…

Im Oktober 2013 war es so weit:

Die MS Hamburg machte sich mit 130 Gästen von Biblische Reisen auf den Weg: Von Istanbul ging es

nach Troja, „wo alles begann“. Am nächsten Tag stand, die Heimat des Agamemnon auf dem Programm, Mykene, bevor es dann in den „wilden Westen“ der Griechen ging: Die Heimat der Kyklopen, die Prof. Wolf im heutigen Tunesien lokalisiert, ließen wir links liegen, besuchten dafür Malta und Gozo, wo Wolf die Insel des Windgottes Aiolos lokalisiert, die Einheimischen dafür die Höhle der Kalypso zeigen. Bei herrlichem Sonnenschein, der uns 12 Tage nicht verließ, ging es weiter nach Sizilien, Neapel, Lipari und zum Stromboli, dem „Omphalos (Nabel) des Meeres“. Nach dem nachmittäglichen Landgang war die nächtliche Umrundung der Insel, vorbei an der „Feuerrutsche“ im Westen der Insel, während im Abstand weniger Minuten der Vulkan immer wieder glühende Lava auswarf, für viele der Höhepunkt der Reise. Im Hintergrund spielte die mitreisende Saxophonistin passende Melodien…

Doch die Reise war noch nicht zu Ende:

Odysseus-Statue im Hafen von Vathy, Ithaka

Odysseus-Statue im Hafen von Vathy, Ithaka

Noch stand die Durchquerung von Skylla und Charybdis an, der Meerenge von Messina. Von Reggio di Calabria aus, wo die Hamburg das erste Kreuzfahrtschiff seit vier Jahren war, führte ein Ausflug ins Phäakenland: Laut Professor Wolf traf hier an der Stiefelspitze der homerische Odysseus die Königstochter Nausikaa, erzählte am Hof ihres Vaters seine Abenteuer und stieg von einem Ort aus, wo man beide Meere sehen kann, hinab zur östlichen Küste und erreichte von dort aus Ithaka. Dort war unser Schiff sogar das erste Kreuzfahrtschiff, das in die enge Hafenbucht hineinfuhr – und am Ende standen wir am Fuß der Ausgrabungen von Alalkomenes, wo Schliemann einst den Palast des Odysseus vermutete. Und nicht wenige sahen in dem mitgereisten Prof. Wolf unseren „Schliemann der Odyssee“, der gezeigt hatte, dass die alten Mythen mehr Wahrheit enthalten als Literaturwissenschaftler gemeinhin denken…

 

 

Und wenn am Anfang noch mancher sich gefragt hatte, was solch eine Reise bei „Biblische Reisen“ sucht, so gaben die Vorträge an Bord (u.a. über „Odysseus & Co. in Religion und Theologie“), aber auch die Gottesdienste, gestaltet von Landesbischof i.R. Johannes Friedrich und Mons. Wahl, darauf die ein oder andere Antwort: Auch wir sind auf der Suche nach Heimat und nicht selten „leidgeprüft“…