Vor einigen Jahren bin ich nach Apulien geflogen, nachdem ich kurz zuvor einen Artikel in einer bekannten deutschen Frauenzeitschrift gelesen hatte. Dieser Bericht hat mich so neugierig gemacht, dass ich mich unbedingt auf den Weg machen musste.In kurzer Zeit, immerhin nur 2 Flugstunden von Stuttgart aus, erreicht man Bari. Nachdem ich schon viele Flughäfen gesehen habe, hat dieser mich überrascht, denn dieser hier ist überschaubar, fast provinziell und lässt erahnen, dass diese Region Italiens noch nicht touristisch ausgeschlachtet ist.
Einen Mietwagen zu nehmen ist eine Notwendigkeit und ich fahre 50 km weiter südlich nach Torre Canne, einem kleinen Badeort mit wunderschönem, endlosen Sandstrand, ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung.
Neugierig auf die Umgebung, erwartet mich erst einmal plattes Land auf dem uralte, knorrige Olivenbäume wachsen, denn die gesamte Region lebt vom Olivenanbau. Nur wenig weiter befindet sich die Kalkhochebene, über die man in die kleinen Ortschaften in Höhenlage gelangt. Noch lange bevor man das Städtchen Alberobello erreicht, wird man schon auf die typischen Zipfelmützenhäuschen, die sogenannten Trulli, aufmerksam. Diese sind kleine, weißgetünchte Steinhäuschen, die sich wir die Glieder eine Kette aneinander reihen. In Alberobello erreicht diese Ansammlung ihren Höhepunkt, denn hier besteht ein ganzes Viertel dieses Städtchens nur aus den kleinen Rundhäuschen. Wer es ganz individuell möchte, kann auch in den Häuschen übernachten, denn einige wurden im Laufe der Jahre zu Hotels umgerüstet.
Ein weiterer Tag führt mich in den Süden der Region, nach Lecce, die barocke Stadt, auch bekannt als „Florenz des Südens“. Von dort aus erreicht man in Kürze Otranto, berühmt für seinen wunderschönen Mosaikfußboden in der Kathedrale.Nicht weit von meiner Unterkunft entfernt befindet sich das wunderschöne Örtchen Ostuni, welches, auf einem Berg gelegen, einen umwerfenden Blick auf die Küste und weitere Umgebung bietet. Dort lasse ich es mir erst einmal gutgehen, suche mir einen Tisch auf den für Italien so typischen Piazzas, trinke einen Espresso und beobachte das geschäftige Treiben um mich herum. Um Punkt 13 Uhr ist dann Schluss mit italienischer Lebhaftigkeit und die Stadt versinkt in einen etwa 4-stündigen Dämmerschlaf. Auf dem Rückweg zum Hotel fahre ich entlang einer endlosen Allee, an der sich die für Apulien so bekannten Masserie aneinanderreihen. Diese sind mehr oder weniger luxuriöse Landgüter, die im Rahmen des Agriturismo, oder ganz einfach „Ferien auf dem Bauernhof“, eine geeignete Alternative zum Strandurlaub bieten. Auf der Skala von einfach bis superedel findet man hier für jedes Bedürfnis und für jeden Geldbeutel die geeignete Bleibe.
Apulien, das ist das Gefühl, in Italien zu sein und auch wieder nicht. Das sind Piazzas, Espresso, Sonne und Meer, aber keine Strände, an denen sich Touristen wie Sardinen in der Büchse drängen. Das sind knatternde Motorroller, aber auch zivilisiertes und ruhiges Fahren. Das sind Pizza und Pasta, aber auch völlig unbekannte Gerichte, die ihren Weg noch nicht in die italienischen Restaurants in Deutschland gefunden haben.
Hier gibt es noch so viel zu entdecken. Das nächste Mal mache ich mich auf den Weg in die nördliche Region zum Sporn, dem Gargano.