Das heilige Tal

Buchcover Kirchen und Höhlen im Qadisha-Tal„Das Qadischa-Tal ist kein Ort wie jeder andere.“ So beginnen Prof. Hani Abdul-Nour und Martina Waiblinger ihre ausführliche Broschüre über das berühmte „heilige Tal“ im Norden des Libanon. In gängigen Reiseführern werden das Tal und die dortigen Kirchen, Klöster und Einsiedeleien oft nur gestreift – hier werden sie in Bild und Text ausführlich vorgestellt. Sichtbar wird eine faszinierende Welt:

Überall an den Felswänden „kleben“ die unterschiedlichsten Behausungen und Kapellen; oft sind sie vor natürliche oder künstliche Höhlen gebaut. Manche sind selbst zu Fuß kaum zu erreichen, manche dienen auch heute noch den Christen der Umgebung und Pilgern als Gottesdienstort. Und an manchen Stellen erzählen Wandmalereien nicht nur biblische Geschichte nach, sondern auch von den Bewohnern dieser kleinen Welten: Mal sind sie in äthiopischem Stil gemalt, was auf die Herkunft der Mönche aus Afrika deutet, mal deuten geometrische Motive darauf hin, dass hier „bilderfeindliche“ Maler am Werk waren. Zahllose Legenden ranken sich um die einzelnen Orte – eine berichtet von der heiligen Marina, deren Vater ihr das monastische Leben verbot. Daraufhin gab sie sich als Mann aus, nahm den Namen Marinos an und lebte so mit anderen Mönchen. Als irgendwann eine Herbergstochter  schwanger wurde, beschuldigte man „Marinos“. Da sie ihr Geheimnis nicht lüften wollte, bekannte sie sich zur Tat und bat, als Buße das Kind aufziehen zu dürfen, das sie trotz ihrer Jungfräulichkeit über Jahre hinweg stillen konnte…

Kurze, aber hilfreiche Informationen zur praktischen Erreichbarkeit der einzelnen Klöster ergänzen die jeweiligen Abschnitte. Auch wenn oder gerade weil sich zur Zeit nur wenige Reisende auf den Weg in den Libanon machen – eine solche Bilderreise zu den Christen des Nahen Ostens lohnt!

Das Heft „Kirchen und Höhlen im Qadisha-Tal“ gibt es auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.

Oberbayern – Tegernsee

Auch in Deutschland lässt es sich gut Urlaub machen. Ja, ich kenne die Einwände: das Wetter, da ist man immer auf der unsicheren Seite, in Spanien ist es doch viel wärmer etc….. Nachdem ich festgestellt habe, daß mittlerweile hierzulande der Herbst der neue Sommer ist, verschiebe ich meinen diesjährigen Kurzurlaub /Tegernsee auf Ende August und gebe dem deutschen Spätsommer eine Chance. Ich liebe diese Region im südlichen Bayern, bin jedes Jahr hier und kann mich an der schönen Landschaft mit See und Bergen im Hintergrund nicht satt sehen.

Deutschland-Rottach-Egern

Rottach-Egern

In dieser landschaftlich so lieblichen Region gibt es unzählige Wandermöglichkeiten, einfache Radtouren und natürlich den Charme bayerischer Biergärten. Ein solchen aufzusuchen ist bei Anreise immer ein Muss, denn die plane so, dass ich mich am späten Vormittag zur allerbesten Weißwurstzeit im herzoglich bayerischen Brauhaus in Tegernsee niederlasse, und mir hierzu ein frisch gezapftes Weizenbier gönne. Der Blick schweift auf den See und den „Hausberg“, den über 1700,00 Meter hohen Wallberg, ein inspirierender Auftakt für ein paar Tage fern ab von großstädtischer Hektik und Stuttgarter Feinstaub.
Mein Tempo hat sich bereits bayerischer Gemütlichkeit angepasst, und nach der ersten Brotzeit suche ich in aller Ruhe mein Quartier auf und sichere mir schon einmal ein Fahrrad. Wer jetzt denkt, Fahrradfahren hier ist eine Tortur, der irrt. Die Gegend ist flach, die Runde um den See- ca. 20 Kilometer- lässt sich locker bewältigen und das Hinterland bis Wildbad-Kreuth leicht erreichen. Die ortsansässigen Fahrradhändler haben sich mittlerweile schon auf den Verleih von E-Bikes spezialisiert, so dass man es auch wagen kann, in etwas höher gelegene Gegenden zu radeln. Wer erst einmal nicht in die Pedale treten möchte, kann sich bei einer gemütlichen Bootstour einen ersten Eindruck verschaffen . Weiterlesen

Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – 9. Tag

18.08.15 – Der letzte Tag auf See

Stürmisch ist die See, und die Bordgemeinde ist etwas kleiner an diesem Morgen, der wie an fast jedem Tag mit einer Andacht beginnt. Am Nachmittag feiern wir einen Abschiedsgottesdienst. Pfarrerin Margot Käßmann und Monsignore Stephan Wahl teilen sich die Aufgaben: Sie predigt über Reformation und Musik anhand des Liedes „Ein feste Burg“, das wir neu als Glaubens-Vergewisserung statt als Spaltungs-Lied verstehen lernen, und zitiert Luther: „Wer singt, betet zweifach.“ Er übersetzt die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ nach Matthäus 25, 34-46 in poetischer Sprache neu und schließt mit dem wunderbaren Satz: „Die Liebe war noch nie vernünftig.“

Der theologische Leiter und Geschäftsführer von „Biblische Reisen“, Dr. Georg Röwekamp, zeichnet diese Erfahrung als Wegmarke in die Zukunft: In seinem Vortrag „Reform und Reformation, oder: Reformation als ökumenische Herausforderung“ schildert er die Geschichte des Christentums als eine Reformationsgeschichte seit Beginn. In diesem Verständnis schielt man nicht auf die Abgrenzungen – das Christentum vom Judentum, die Protestanten von den Katholiken -, sondern schaut eher auf die Gemeinsamkeiten, im Vorgeschmack der „versöhnten Verschiedenheit“.

Übrigens: Als 1962 die erste „biblische Reise“ unternommen wurde, hieß es im Teilnehmerverzeichnis: „17 Priester, 3 Laien, 2 Damen“. Mittlerweile ist „Biblische Reisen“ auch gesellschaftsrechtlich ein ökumenisches Unternehmen.

Gegen Abend schaukelte unser Schiff dann glücklicherweise deutlich weniger, so dass das abschließende Gala-Abendessen (ja, doch Traumschiff! :-)) teils blass, aber doch wohl annähernd vollzählig eingenommen wurde. Ebenso wie die Abschiedspräsentation des Teams, bei der sich ungeahnte satirisch-humoristische Talente der „Experten“ präsentierten, in einem Abschlussquiz, das wohl zu jeder Reise dazugehört, wie mir manche mehrfach Kreuzfahrende erzählte.

Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover

Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – 8. Tag

17.08.15 – Brügge

Brügge - tolles Flair

tolles Flair

„Brügge sehen und sterben“, diese irisch-britische Gangsterkomödie lief tatsächlich spät am Abend auf Arte, nachdem unser letzter Landgang uns in das westflandrische Schmuckstück Belgiens gebracht hatte. (Alternativ war Gent oder schlicht Oostende, unser Hafen, im Angebot.) Die Kalauerer, die sich während einer Gruppenreise ja nach und nach vermehren, bezogen dies auf die mehr als selbstbewusste dortige katholische Omnipräsenz; oder schlicht auf die Tatsache, dass nach Brüssel von ruhiger See nicht mehr die Rede war, statt dessen die besten Tipps gegen Seekrankheit gehandelt wurden und das Restaurant so manch leere Stühle bot.

„Gescheiterte Reformation“, so fasste unser Reiseleiter Professor Dr. Müller das Kreuzfahrt-Thema für Belgien zusammen. Ein mehrstündiger Stadtspaziergang mit dem local guide führte uns durch die mit Textilhandel und -verarbeitung einst reich gewordene Stadt. Wir erfahren, dass von Brügge mehrere Kreuzzüge ausgingen, was wiederum die Beginenbewegung begründete. Selbstbewusste verwitwete Bürgerinnen schafften sich eigene Wohn- und Arbeitsstätten. Als vor eineinhalb Jahren die letzte Begine Brügges 97jährig starb, ging damit eine 800jährige Tradition zu Ende. Wie gut zu wissen, dass diese Bewegung an anderen Orten sich neu bildet, beispielsweise im Berliner Stadtteil Kreuzberg!

Die damaligen Armenhäuser

Die damaligen Armenhäuser

Es beeindruckt uns auch, wie kleine Häuser für die Armen mitten in die Stadt gebaut wurden, ebenso wie das St. Johannes-Hospital von 1128. Wir sehen die Heilig-Blut-Basilika mit einer der bedeutendsten Reliquie Europas, das Rathaus, den Grote Markt, den Provinciaal Hof, den Brügger Belfried, das Rathaus, die St.-Salvator-Kathedrale, die Liebfrauenkirche mit der Brügger Madonna von Michelangelo und den Haalve Mann – die älteste Stadtbrauerei Brügges (1546). Wir schlendern durchs ehemalige Rotlichtviertel und hören auch den ein oder anderen schlechten Chauvi-Witz.

Meditations-Baumhäuser von Tadashi Kawamata

Meditations-Baumhäuser

Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt. Brügge richtet die derzeitige Triennale aus, zu der unter anderem eine Lichtinstallation und Meditations-Baumhäuser von Tadashi Kawamata zu sehen sind.

Konsum kontra Kultur: Am letzten Tag statten wir uns nach ausgiebigem Nachmittags-Bummel mit besten belgischen Pralinen aus und sind froh, dass wir vor Regenbeginn unser Schiff erreichen.

Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover

Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – mit „Traumschiff-Besatzung“

17.08.15 – Schiffsarzt und Kreuzfahrt-Direktor

Schiffsarzt Dr. Manuel Ferreres Giménez

Schiffsarzt Dr. Manuel Ferreres Giménez

Gegen 5:30 Uhr bin ich an Deck, um endlich einmal den Pool auszuprobieren. Es ist noch finster. Ob es wohl schon Kaffee gibt? Ein Herr mittleren Alters in weißer Uniform steht freundlich am Kaffee-Spender. Ob es mir gut gehe, fragt er. Ich sage: Ja, danke. In reizendem Spanisch-Deutsch stellt er sich vor, er sei hier der Doktor, der Schiffsarzt (worauf mir sofort alle meine Malaisen bewusst werden :-)): Dr. Manuel Ferreres Giménez, Psychosomatiker, Spezialist für Arbeits- und Unfallmedizin mit eigener Klinik in Malaga. Ab und zu arbeitet er als Kreuzfahrt-Arzt auf der MS Hamburg, um sein Deutsch aufzubessern und etwas zu reisen. So gelassen er da auch in der Morgendämmerung steht: Bei gut 350 Passagieren, zum größeren Teil der älteren Generation zugehörig, hat er durchaus viel zu tun. Hier ein falscher Auftritt, da eine Magen-Darm-Verstimmung, dort ein Kreislaufproblem. Dr. Giménez wird mit diesem Schiff nach Kanada weiterreisen und Anfang September zu Frau und Kindern mit Villa und Pool nach Spanien zurückfliegen. Es gibt sie also doch, die Traumschiff-Besatzung …

Kreuzfahrt-Direktor Lutz Stemme

Kreuzfahrt-Direktor Lutz Stemme

Am Nachmittag frage ich den Kreuzfahrt-Direktor, wie er als gelernter Wirtschaftsingenieur zu seiner eher seltenen Profession kommt. Lutz Stemme arbeitet freiberuflich für Plantours, dem Reiseunternehmen, das auch Kapitän und Crew angeheuert hat. Seit zehn Jahren ist der gebürtige Bremer jährlich etwa sechs Monate auf See. Er schätzt es, dass er nach maximal zwei Monaten Arbeit auch mal bis zu zwei Monate Urlaub hat, und ist überhaupt gerne unterwegs. Zeitumstellung oder starker Seegang, der heute ein Drittel unserer Reisegruppe zumindest blass aussehen lässt, machen ihm nichts aus. Einmal während einer Kreuzfahrt legt Lutz Stemme seine Uniform ab. Schwarze Hose, schwarzes Hemd und eine erstaunliche Stimmen-Variation geben sein Bühnen-Outfit: Der Kreuzfahrtdirektor liebt Loriot. Und weil sein Heimatsender Radio Bremen den Meister des Sketches einst entdeckte, passt es schon, dass und wie der Bewunderer zum Beispiel „Szenen einer Ehe“ dem Publikum vorführt. Dem Publikum wohlgemerkt, das eben noch andächtig die Kirchen von Brügge und Gent visitierte. Selten sah ich so viele ältere Ehepaare so herzhaft lachen.

Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover

Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – 7. Tag

16.08.15 – First Time Great Britain

Gegen 9 Uhr legt die MS Hamburg in Harwich an. Ella und ich sind aufgeregt, denn wir waren noch nie auf der Insel und haben uns daher für den ganztägigen London-Ausflug entschieden. Andere Mitreisende zieht es nach Cambridge oder Colchester.

"Königliches Reisen"

„Königliches Reisen“

Gut zwei Stunden fahren wir mit dem Bus in die Metropole, die mit ihren 8,5 Millionen auch uns Berlinerinnen beeindrucken wird. Unsere local guide heißt Barbara, ihren Akzent im Deutschen wie im Englischen hat sie aufgrund ihrer Schweizer Herkunft – sie imponiert durch eine umfassende Bildung, und das auch in den konfessionellen Fragen.

Wir sind nicht alleine ...

Wir sind nicht alleine …

Über Eastend und Aldgate geht’s zum Trafalgar Square in die National Gallery, die erste Möglichkeit für uns, eine Stunde abseits der Gruppe als Fußgängerinnen durch die umliegenden Straßen zu flanieren und schlicht zu staunen. Beim Treff am Bus passiert dann das, was jeden Reiseleiter den Atem stocken lässt: Es fehlt ein Passagier! Ich bewundere die professionelle Ruhe, hier vom Kunstexperten Dr. Fendrich, und glücklicherweise findet sich die vermisste Dame nach einer Viertelstunde wieder ein. In einem Pub werden wir mit Bier und Fish and Chips versorgt; die geistliche Nahrung ist nur wenige Schritte entfernt:

St. Pauls's Cathedral

St. Pauls’s Cathedral

Pünktlich um 15:15 Uhr finden wir uns – auf reservierten Sitzplätzen! – in der St. Paul’s Cathedral zu Evensong und Sermon ein. Ein ausführliches Gottesdienstheft ermöglicht uns die vollständige Teilnahme; der offensichtlich professionelle Chor singt die üppige Liturgie – und das Protestantenherz ist hin- und hergerissen zwischen Faszination und Fremdeln angesichts der großartigen „barocken“ Frömmigkeit der anglikanischen Kirche. Mit Worten des heiligen Ambrosius (340-397) preisen wir: „Hear us, O Father, gracious and forgiving, / Through Jesus Christ thy co-eternal Word, / Who, with the Holy Ghost, by all things living / Now and to endless ages art adored.“

Margot Käßmann erzählt später, dass es am 31. Oktober 2017 einen großen Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum in St. Paul’s Cathedral geben wird. Seit ihrem Engagement im ÖRK ist ihr middle of the road-church, wie sich die anglikanische Kirche gern selbst bezeichnet – wohl bekannt. Die Frauen der anglikanischen Kirche bezeichneten Käßmann gerne als „role model“, als es nach der sehr späten Zulassung von Frauen zum Priesteramt 1994 dann auch um Zulassung zum Amt der Bischöfin ging. Diese Entscheidung fiel am 14. Juli 2014.

Tower Bridge

Tower Bridge

Doch zurück zu unserem London-Tag: Unser King’s Bus zeigt uns in den folgenden eineinhalb Stunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Londons – Tower, Tower Bridge, Westminister Palace, Buckingham Palace, Canary Wharf, London Eye, Westminster Abbey u.v.a.m. -, wir nehmen von diesen flüchtigen Eindrücken die Gewissheit mit: Wir kommen wieder!

Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover

Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – 6. Tag

 15.08.15 – Amsterdam

Anstrengend ist es schon: Wer diese Reise mitmacht, muss immer auf Empfang sein. Nach der Morgenandacht erfahren wir in zwei einstündigen Vorträgen etwas über unsere nächsten Reiseziele England (Pfarrerin Christina Jeremias-Hofius) und Amsterdam (Dr. Elisabeth Peters). Gegen 13:30 Uhr legen wir in Ijmuden, dem Hafen von Amsterdam, an.

Rijksmuseum in Amsterdam

Rijksmuseum in Amsterdam

Mit zwei local guides werden wir durchs Rijksmuseum geführt – auf das wir übrigens auch bereits durch einen Vortrag über Rembrandt vorbereitet waren. Anschließend eine laute, enge Grachtenfahrt durch diese quicklebendige, multikulturelle, sympathische Stadt. Amsterdam scheint uns für Gruppenausflüge nicht so recht gemacht, es lädt eher zum Flanieren allein oder zu zweit ein. Auf der Fahrt zurück zum Schiff fragen wir nach der Reformation in den Niederlande und bekommen von der holländischen Reiseführerin mit hübschem Akzent im Schnelldurchlauf ungefähr folgendes gesagt: Zuerst waren wir alle katholisch, dann hat uns das nicht mehr gefallen, weil wir bezahlen sollten für den Himmel, dann wurden wir alle protestantisch und jetzt geht keiner mehr von uns in die Kirche.

Die Reisegruppe freute sich und ließ es sich nicht nehmen, dennoch einen innigen ökumenischen Gottesdienst am heutigen Maria Himmelfahrts-Tag bei Sonnenuntergang in der Lounge zu feiern, das Schiff auf Kurs nach England.

Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover

Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – 5. Tag

14.08.15 – Besuch des Doms von Ribe und „ökumenische Diskussion“ an Bord

Heute Morgen bleiben die Frühaufsteher, die sich gegen 6 Uhr auf Deck einfinden, um den ersten Kaffee mit einer Meeres-Meditation zu genießen, nicht lang allein. Denn das Frühstück ist deutlich vorgezogen.

Esbjerg - Ankunft in Dänemark

Esbjerg – Ankunft in Dänemark

Wir fahren noch vor 7 Uhr im Hafen von Esbjerg ein, und bald schon beginnt der Landgang. Durch Wattenmeer-Landschaft kurven unsere neun Busse ins etwa 25 Kilometer entfernt gelegene Ribe, die sympathische aus der Zeit gefallene Kleinstadt mit gerade mal 8200 Einwohnern.

Ribe: Außenansicht des Doms

Ribe: Außenansicht des Doms

 

Wir besichtigen den berühmten Dom von Ribe zunächst ausführlich von außen.

Türgriff des Doms von Ribe

ein besonderes Exemplar

Mein Blick bleibt an einem anmutigen Türgriff-Engel hängen und am Standbild Hans Tausens,der 1542 von Johannes Bugenhagen zum ersten evangelischen Bischof in Dänemark geweiht wurde.

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Eine Kreuzfahrt zu den Ländern der Reformation – 4. Tag

13.08.15 – „Erholung“ auf See

Den Tag des Mauerbaus, an den Monsignore Stephan Wahl in seiner Morgenandacht erinnert, verbringen wir an Bord. Wir sind unterwegs nach Dänemark und werden am anderen Morgen gegen 7 Uhr in Esbjerg ankommen, um von dort aus per Bus nach Ribe zu fahren. Im Programm steht „Erholung auf See“. Aber es handelt sich hier schließlich um eine Studienfahrt und so werden uns mehrere Vorbereitungsvorträge geboten: PD Dr. Ludger Feldmann, Geologe und Geograph, führt in die lange Geschichte des kleinen dänischen Ortes Ribe mit der großen Dom-Geschichte ein. Und Professor Dr. Andreas Müller, der sich über Mönchtum auf dem Sinai im 6. Jahrhundert habilitierte, gibt unter dem Titel “ Mission und Reformation“ einen Überblick über die Kirchengeschichte im Norden. Ich lerne, dass die Reformation im Norden einen wesentlich „konservativeren“ Charakter hatte; es gab weniger den radikalen Bruch der Konfessionen als in Zentraleuropa.

Monsignore Stephan Wahl - Autor und Priester im Bistum Trier

Monsignore Stephan Wahl

Den Nachmittagskaffee nutze ich, um den zweiten geistlichen Begleiter etwas näher kennenzulernen: Monsignore Stephan Wahl, geboren 1960, katholischer Priester, war Sprecher der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“ und Direktor des Bereichs „Kommunikation und Medien“ im Generalvikariat im Bistum Trier. Wie Margot Käßmann verfügt er über eine sehr angenehme Stimme und ein freundlich-einnehmendes Wesen. Die beiden ergänzen sich hervorragend. Ostern 2006 hatte Papst Benedikt XVI. Stephan Wahl zum Monsignore, zum Päpstlichen Ehrenkaplan, ernannt. In einem ökumenischen Studienjahr in Jerusalem hatte er vor vielen Jahren den „ökumenischen Impuls“ bekommen, der ihn seither nicht mehr loslässt. Für „Biblische Reisen“ ist er seit Mitte der 1990er Jahre unterwegs; seine erste Reise führte ihn nach Neuseeland.

Ich frage Stephan Wahl, wie er sich fühlt bei unserer Reformationskreuzfahrt, bei der immerhin gut zwei Drittel der Gäste evangelisch sind. Er überlegt kurz. Eine Herausforderung sei es für ihn, er wolle trotz Verschiedenheit den gemeinsamen geistlichen Zungenschlag setzen und tatsächlich auch noch mehr erfahren. Ja, diese Fahrt sei sein kleiner Beitrag zum Reformationsjubiläum. Das Jubiläum könne die katholische Kirche zwar nicht feiern – wie lässt sich Trennung feiern? -, aber durch die Reformation habe sich die katholische Kirche eben auch sehr verändert.

Dr. Elke Rutzenhöfer,
Geschäftsführerin Lutherisches Verlagshaus GmbH
Hannover