1974 – Fußballweltmeisterschaft, Nelkenrevolution und Zypernkrieg
Sportlich gesehen ein schönes Jahr: Deutschland wird im eigenen Land Fußballweltmeister! Die politische Bühne wird unter anderem durch die unblutig verlaufende „Nelkenrevolution“ in Portugal, bei der die Diktatur abgeschafft wurde, und durch den Zypernkonflikt geprägt. Die Türkei besetzte den Nordteil der Insel militärisch, und nach der Vertreibung der im Norden lebenden Zyperngriechen wurde die „Green-Line“ als Grenze mitten durch die Insel gezogen. Heute bietet Biblische Reisen fast nur noch Reisen nach Zypern an, bei denen zumindest auch ein Ausflug in den türkisch besetzten Nordteil führt. Dies wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Leider ist es bis zum heutigen Tag noch nicht gelungen, die beiden Teile Zyperns wieder zu einen! Auch Reisen nach Portugal gehören seit vielen Jahren zu einem festen Bestandteil unseres Portfolios – und heute macht man sich gar keine Gedanken mehr darüber, dass die demokratische Freiheit dort erst 1974 Einzug gehalten hat.
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1973
1973 – Im Oktober erschüttert der Jom-Kippur-Krieg den Nahen Osten!
Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten greifen Israel am höchsten jüdischen Feiertag an und beginnen somit die vierte arabisch-israelische Auseinandersetzung. Sie endet mit einem Waffenstillstand am 25. Oktober. Durch den Krieg und erhebliche Rohöl-Preiserhöhungen der OPEC-Staaten wird eine weltweite Ölkrise ausgelöst, die in Deutschland unter anderem zu Sonntagsfahrverboten führt. Im Reisekatalog von Biblische Reisen wird u.a. eine 22-tägige Studienreise „Auf den Spuren des Apostels Paulus“ in die Türkei angeboten – heute fast undenkbar! Die durchschnittliche Reisedauer liegt derzeit bei 9,5 Tagen (Referenzjahr 2019). Die Paulusreisen haben aber nach wie vor einen festen Platz in unserem Portfolio. Sie führen in unterschiedlichen Programmen und Kombinationen nach Israel/Palästina, Syrien (wenn wieder möglich), Griechenland, Zypern, Malta, Italien und in die Türkei!
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1972
1972 – Die olympischen Spiele in München
werden überschattet von der Geiselnahme israelischer Athleten und dem in einer Katastrophe endenden Befreiungsversuch. Der Club of Rome veröffentlicht seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, dessen Warnungen vor dem Raubbau an der Natur und den natürlichen Ressourcen heute bittere Realität geworden sind. Heinrich Böll erhält den Literaturnobelpreis, Ceylon wird in Sri Lanka umbenannt und der erste Reisekatalog „Stätten der Bibel“ des im Vorjahr neu gegründeten Ökumenischen Arbeitskreises für Biblische Reisen erscheint! Neben einem umfangreichen Angebot für das Heilige Land werden Reisen nach Griechenland, Jordanien, Persien, Malta, Syrien, Zypern, Italien sowie in die Türkei, den Libanon und Irak angeboten – und dies alles in schwarzweiß und auf 40 Seiten im A5-Format!
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1971
1971 – Die Ökumene hält Einzug!
Immer mehr erkennt man, dass die Bemühung um die Bibel auch Christen verschiedener Konfessionen zusammenführt. So gründet sich auf Initiative der (evangelischen) Deutschen Bibelgesellschaft und des Katholischen Bibelwerks e.V. der „Ökumenische Arbeitskreis für Biblische Reisen e.V.“. Das Signet von Biblische Reisen, dass sich zwar mit den Jahren farblich dem Zeitgeist anpasste, aber in der Form unverändert bis heute blieb, zeigt nun zwei Wege, die unter dem aufgeschlagenen Buch zusammenfinden (Ökumene). Manche erinnert der „Diodos“ (griechisch für „Zwei-Weg“) auch an die Schwingen eines Vogels, die das Reisen symbolisieren.
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1970
1970 – Der zweite Versuch einer Überquerung des Atlantiks auf einem Papyrusboot gelingt!
Thor Heyerdahl wollte mit diesem Experiment beweisen, dass es bereits in der Frühzeit einen kulturellen Austausch zwischen Afrika (v.a. Ägypten) und der neuen Welt gegeben haben muss – wie sonst ließen sich gleichartige Pyramiden in Ägypten und Mittelamerika oder ganz ähnliche Papyrusboote auf dem Tschadsee und dem Titicacasee erklären? Biblische Reisen machte sich in diesem Jahr an die Planungen einer ersten großen Seekreuzfahrt, die im Oktober 1971 zu „Stätten der Bibel“ im östlichen Mittelmeer führen sollte – die Geburtsstunde der Kreuzfahrten im Portfolio der Biblischen Reisen!
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1969
1969 – Das Jahr der Mondlandung(en), und Willy Brandt wird Bundeskanzler!
Die 60er enden mit dem legendären Open-Air-Musikfestival von Woodstock und den Erstflügen des „Jumbo-Jets“ (Boeing 747) sowie des Überschall-Flugzeuges Concorde, die beide großen Einfluss auf den zunehmenden Flugverkehr und den Tourismus nehmen. 1969 eskaliert aber auch die Gewalt zwischen Protestanten und Katholiken in Nordirland. Der Konflikt – etwas verniedlichend „Troubles“ genannt – ist heute weitgehend gewaltfrei, aber die Trennung Irlands hat durch den Brexit wieder eine neue Dimension angenommen. Dabei können beide Länder problemlos bereist werden – was wir seit vielen Jahren mit Erfolg beweisen. Schauen Sie in unseren Reisekatalog!
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1968
1968 – Ein Synonym für Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen
Die Proteste in den USA gegen den Vietnamkrieg, der Prager Frühling in der damaligen CSSR, die März-Unruhen in Polen und Mai-Unruhen in Frankreich sowie die Studentenbewegung in Deutschland prägen dieses Jahr. Ein schockierendes Ereignis ist die Ermordung von Martin Luther King, der sich unermüdlich für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung in Amerika einsetzte („I have a dream…!“). 1968 ist aber auch das Gründungsjahr des heute weltgrößten Touristikkonzerns TUI. Und in Ägypten werden die beiden Tempel von Abu Simbel vor der Überflutung des Nasser-Stausees gerettet und auf eine Insel oberhalb des Wasserspiegels versetzt. Heute gehört ein Ausflug dorthin unbedingt in jedes Reiseprogramm nach Ägypten!
Aquarelle mit Eindrücken vom Jakobsweg von Dr. Michael Vogler
Unser Reiseleiter Dr. Michael Vogler war im Sommer 2021 zusammen mit seiner Frau 41 Tage auf dem Camino unterwegs. Dabei hat er täglich Aquarelle mit Eindrücken vom Weg gemalt. Eine Serie dieser Aquarellstudien hat er in Form eines ca. zweiminütigen Videos zusammengefügt und für unseren Blog zur Verfügung gestellt. Herr Dr. Vogler leitet in 2022 zwei spirituelle Studienreisen nach Santiago de Compostela: „Der Jakobsweg – seine Spiritualität und seine Wirkung“. Reisetermine: 05.05.-16.05.2022 und 06.10.-17.10.2022.
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Malta: Paulusinsel zwischen Europa und Afrika
Honigfarbene Sandsteinbauten, bunt gestrichene Eingangstüren, azurblaues Meer und eine jahrtausende alte Geschichte: Der kleine Inselstaat Malta war das Ziel unserer einwöchigen Studienreise während der Corona-Pandemie.
Bedauerlicherweise war die Reise für 7 Teilnehmer schon beendet, bevor es losging. Sie
mussten sich kurz vor Abreise auf behördliche Anweisung in Quarantäne begeben. Übrig blieb eine 16-köpfige Gruppe, die im Morgengrauen des 25. Oktober 21 per Bus zum Flughafen Hannover aufbrach. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt landeten wir am frühen Abend in Malta und bezogen mit einem herzlichen „Merhba“ (Willkommen) unser Hotel mit Blick auf die Paulusbucht, dem Ort des traditionellen Schiffbruchs des Apostels Paulus.
Unsere örtliche Reiseführerin war Sabine, eine stets gut gelaunte Deutsche, die bereits seit
27 Jahren in Malta lebt. Sie versorgte uns bei allen Besichtigungen mit dem nötigen
geschichtlichen Hintergrundwissen. Pflanzenkunde, sowie Informatives zur Lebensweise,
Politik und Geschichte der Malteser wurde genauso behandelt wie Klatsch und Tratsch aus
Hollywood. Zahlreiche lustige Anekdoten aus dem maltesischen Alltag lockerten ihren Vortrag auf und sorgten immer wieder für Heiterkeit.

Im Hafen von Valletta
Während unseres Aufenthalts lernten wir die stolze 7.000-jährige Siedlungsgeschichte Maltas kennen und wurden teilweise bis zurück in die Frühgeschichte entführt. Malta wurde wiederholt durch zahlreiche Völker eingenommen und so in Sprache und Architektur geprägt. Wir besichtigten megalithische Steinzeittempel und die Altstadt von Valletta (beides UNESCO Weltkulturerbe), durchstreiften mittelalterliche Festungen und statteten der eher ländlichen Insel Gozo einen Besuch ab.

St. Johns Co-Kathedrale Valletta
Der Tag in Valletta hat mir persönlich mit am besten gefallen. Sabine führte uns hier u.a. auf die Upper Barrakka Gardens, dem höchsten Punkt der Stadtbefestigung, von wo aus man einen überwältigenden Panoramablick über den Grand Harbour hat. Ebenfalls in Valletta besichtigten wir die St. John’s Co-Kathedrale, die wohl prachtvollste Kirche Maltas. Der Innenraum ist golden und überaus prunkvoll dekoriert mit unzähligen geschnitzten Ornamenten. Die hohen Decken zieren faszinierende Malereien, die aus dem Leben von Johannes dem Täufer erzählen. Der komplette Boden besteht aus kunstvollen und bunten Marmor-Grabplatten von Tempelrittern, und im Oratorium befindet sich das berühmte Altarbild Caravaggios „Die Enthauptung Johannes des Täufers“, dessen gigantische Ausmaße einen zutiefst beeindrucken.

Hauseingang in Mdina
Wunderschön fand ich auch unseren Gang durch die museal wirkende Stadt Mdina, die komplett unter Denkmalschutz steht. Zum leider grauen Wetter bildeten die bunt gestrichenen Haustüren einen fröhlichen Kontrast. Sie waren uns schon in Valletta aufgefallen und sollten uns auch in den nächsten Tagen noch oft begegnen.
Ein Höhepunkt für alle war unser Besuch in der Wallfahrtskirche Ta Pinu auf Gozo. Diese
wurde nach einer Marienerscheinung in der damaligen Kapelle gebaut. Im Altarraum ist in
Teilen die ursprüngliche Kapelle mit dem Gnadenbild erhalten, das die Aufnahme Marias in
den Himmel zeigt. Minutenlang betrachteten wir andächtig das Bild und feierten dort
anschließend mit Pastor Jan Lukaszczyk aus Bielefeld einen Gottesdienst.
Nach einer Woche hieß es leider „Sahha“ – auf Wiedersehen! Eine eindrucksvolle Reise ging zu Ende, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Neben der kulturellen Vielfalt, die das kleine Malta zu bieten hat, war für mich vor allem die Reise mit einer mir völlig fremden Gruppe eine bereichernde Erfahrung. Sowohl die Herzlichkeit und Geschichten eines jeden, als auch zu erleben, wie tief einige in ihrem Glauben verwurzelt sind, lassen mich noch heute ganz oft an die schöne Zeit in Malta zurückdenken.
Bericht zur Maltareise vom 25.10.-01.11.2021, Verfasserin Andrea Lorenzmeier
60 Jahre Biblische Reisen – das Jahr 1967
1967 – „Internationales Jahr des Tourismus“ (UNO)
Aber gleichzeitig für uns ein einschneidendes Jahr, denn der Sechstagekrieg im Juni verändert die Geopolitik des gesamten Nahen Ostens! Im Verlauf des Krieges erlangte Israel die Kontrolle über den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel (gehört heute wieder zu Ägypten), die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem. Bis heute ein ungelöstes Problem, das unsere Reisen ins Heilige Land (ein Begriff, mit dem wir die politischen Grenzziehungen zwischen Israel und Palästina absichtlich ignorieren) immer wieder aufs Neue beeinflusst. Nur ein Spezialist wie wir bietet seit 1962 bis heute fast ununterbrochen Reisen in diese konfliktbeladene und trotzdem so wunderbare Region an (nur phasenweise durch die Golfkriege unterbrochen)!